Seelosophie

Freitag, 17. Dezember 2010

Wintereinbruch

Heute ist der Winter eingebrochen. Ich sage bewusst heute, denn gestern war er noch lange nicht so vorhanden wie heute. Vielmehr schlich er sich in Gestalt von dicken und ziemlich kalten Schneeflocken in meine kleine Stadt und verwandelte sie in ein organisiertes Chaos. Denn tatsächlich scheinen über die fünf Winter, in denen es wenig oder gar nicht geschneit hat, sämtliche Überlebensinstinkte der Stadwerke und der ansässigen Menschen verloren gegangen zu sein. Ganz zu schweigen von meinen Wellensittichen, die beim Lüften begeistert am Fenstergitter hingen und die Schneeflocken anbalzten, die sich auf ihre kleinen Köpfe setzten.
Zu den Überlebensinstinkten der Stadtwerke: Selbstverständlich bewundere ich überaus den Heldenmut jener männlichen Kehrwische, die am frühen Morgen schon mit Schneeräumern durch die City flitzen. Was ich nur nicht so ganz verstanden habe, war warum sie die am Wagen befestigte Schneeschippe nicht benutzen und aus dem Streuwagen keine Streu rauskam.
Möglicherweise bin ich dazu einfach nicht qualifiziert.
Ähnlich interessant jedoch erschienen mir heute Morgen um sechs die zahlreichen weiblichen Wesen (ich darf lästern, ich bin selber ein weibliches Unwesen), die mit Stöckelschuhen durch den Schnee rannten. Ein ähnliches "Hähhh"-Erlebnis hatte ich nur bei der GilmoreGirl-Folge, in der Lorelai den Schnee hasst. Da Lor jedoch ohne Stöckelschuhe nicht existieren kann, konnte ich dies schon wieder verstehen.
Den Vogel schoß aber das männliche Wesen ab, der in Turnschuhen, kurzen Hosen und Basecap an der Bushaltestelle stand und aussah, als ob ihn das alles nicht interessieren würde. Ich hingegen wurde heute Morgen in der Firma mit dem Spruch begrüsst: "Heschd de Nordpol schon e´rriiicht oddr sulle mer dir en Schlittä bringä?"
Als ob ein Mantel, feste Schuhe, drei Paar Socken, zwei Strumpfhosen, eine Mütze, zwei Pullover, eine Steppweste, zwei Paar Handschuhe und Halbschuhe zum Wechseln in der Handtasche so was Ungewöhnliches wären!
Der Wintereinbruch brachte mir auch die erneute Erkenntnis, dass die SBB mir auf meiner Polarexpedition gute Dienste leisten wird, da sie auf die Minute pünktlich war. Aber auch von der DB lässt sich Gutes berichten: Immerhin kam kurz vor Ulm die Durchsage "Säähr geäährte Dame und Herrä, wir erreichä jetzet Ulm Hauptbahnhof und hend nur mehr zwoi Minute Verspätung. En guete Abend und en Schönes Wochenende."

Montag, 8. November 2010

Tschuggtschuggtschugg die Eisenbahn...

Als ich am Donnerstag einmal mehr die Deutsche Bahn benutzte, beschloss ich, in Zukunft alle Fahrten aufzulisten, selbst wenn es niemanden, inklusive der Deutschen Bahn interessiert. Ich hatte nämlich eine uralte Ausgabe der "test" dabei und stellte fest, dass sich gar nichts geändert hat. Der Artikel handelte von der Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn... und er ist einfach soooo wahr. Deshalb hier der Link und die sich ständig aktualisierende Liste meiner Bahnostrophen.

4.11.2010: Bei Abfahrt sechs Minuten Verspätung, in Ulm 10.
7.11.2010: Bei Abfahrt halbwegs pünktlich. In Radolfzell 17 Minuten Verspätung.
12.11.2010: Bei Abfahrt in Radolfzell 5 Minuten Verspätung, in Ulm 7.
14.11.2010: Bei Abfahrt (Ulm-Radolfzell 18:00) 23 Minuten Verspätung (18:23). In Friedrichshafen 31 Minuten. Zug bleibt zwischen Überlingen und Radolfzell liegen. Ankunft statt 20.30 um 23.30.
26.11.2010: Bei Abfahrt 5 Minuten Verspätung. Zug bleibt sofort wegen "mehrerer Gleisübergangsstörungen" liegen. Ankunft in Radolfzell mit 31 Minuten Verspätung. Anschlußzug verpasst, gesamte Mannschaft rennt zur Bummelbahn, die einen weiterbringt. Auch diese hat 5 Minuten Verspätung. In FN wartet wenigstens der Zug nach Stuttgart.
Ankunft in Ulm mit 1 Stunde 2 Minuten Verspätung.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Krankheitskultur

Ich bin krank.
Ob es nun daran liegt, dass die Teilnehmer meines aktuellen Deutschkurses rumniesen wie die Weltmeister oder daran, dass ich letzten Montag wie eine Gestörte mit dem Fahrrad in die Chorprobe gerast bin, vermag ich nicht mehr zu eruieren.
Auf jeden Fall wachte ich Freitag mit einer Stimme auf, die einem sibirischen Streifenhörnchen nach zwei Flaschen Vodka hätte gehören können und einem Kopf, der irgendwo auf meinem Kleiderschrank lag und den ich nicht mehr fand.
Also packte ich den mit dem spitzen Pflock, den jemand zwischen die Augen gerammt hatte, und machte mich auf den Weg in die Schule. Meine Schüler erlebten an diesem Tag das erste Mal ihre sonst so verständnisvolle Lehrerin, wie sie mit geballter Faust auf den Tisch schlug und krächzte: "Ruhe, verdammt."
Gut, das sie das nicht verstanden. Niveau A1 hat auch seine Vorteile.

Zu Hause angekommen versuchte ich mein Arbeitszimmer aufzuräumen, was nicht ging, weil ich ja immer noch den spitzen Pflock zwischen den Augen hatte und der dauernd am Schreibtisch anstieß.
Nun denn... inzwischen liege ich den zweiten Tag in meiner Kommandozentrale auf dem Sofa und finde es super.
Nebe mir steht eine Tasse Kaffee und gleich daneben eine Thermoskanne mit Ingwerwasser, eine Packung Taschentücher und eine große Mülltüte, ein Netz 0-Punkte-Mandarinen, Nasentropfen, Inhalierspray, diverse Zeitschriften, die Fernbedienung von Fernseher und Stereoanlage, der Roman, den ich gerade lese und ein Schachbuch, das nicht mir gehört, aber meinem Allerliebsten. Das hat den Vorteil, dass er über früher oder später angelockt wird und ich so einen Kuss auf die Stirn kriege, wenn ich nur leidend genug gucke.
Im Radio läuft Scarlatti, draußen regnet es, meine Frauenzeitschrift empfiehlt hohe schwarze Stiefel zum Hosenanzug und irgendwann wird es hoffentlich Frühstück geben.
Perfekt.

Das bringt mich zum eigentlichen Punkt: Wieso habe ich eigentlich das Kranksein bislang noch nicht als Kultur entdeckt? Sonst habe ich mich von einem Termin zum anderen geschleppt, mein Kopfweh gepflegt, düstere Morddrohungen gegen verständnislose Mitmenschen durch meine Gedanken wabern lassen und vielleicht mal ein Tässchen Instandbrühe runtergeschlürft, wenn ich sonst auf gar nichts anderes mehr Appetit hatte.
Ein Unding! Ich, die ich meinen Liebsten mit Wadenwickeln ins Bett stecke, wenn er Fieber hat, habe es bislang einfach nicht verstanden, mich auch mal verwöhnen zu lassen. Frauen sind einfach zu weit in der Evolution vorangeschritten... sie wissen, das sie viel zu viel zu tun haben und wollen das auch noch machen. Meistens auch deshalb, weil sie - wie ich - hoffnungslos gutmütig sind und die eigenen Bedürfnisse viel zu oft zurückstecken.

Nun denn: Bis heute Abend bleibt die mobile Kommandozentrale noch aufrecht... dann muss ich mich um meine Gesundheit kümmern.
Aber bis dahin geniesse ich das alles noch ein bisschen.

Samstag, 18. September 2010

Stuttgart 21... oder 6.30 Uhr morgens

Heute Morgen bin ich in aller Herrgottsfrühe zu einer Schulung gefahren.
Das wesentliche Problem war erstens, dass ich vor 8 Uhr kein Mensch bin. Das gebe ich zu. Vor acht bin ich nicht einmal existent.
Ich kann noch bis sechs Uhr morgens wach sein und lesen oder GilmoreGirls anschauen oder meinen Gedanken nachstreben... aber eines kann ich nicht: Um halb sechs aufstehen und das auch noch gut finden.
Ich erinnere mich an jenen finsteren Tag, als ich eine Papstaudienz in Castel Gandolfo hatte (im Ernst jetzt!!!) und dafür um vier aufstehen musste, weil meine Gruppe um sieben dort sein sollte, um sich für drei Stunden in der Schlange anzustellen. Ich schleppte mich halb angezogen in den Speisesaal und setzte die Kopfhörer auf, um in voller Lautstärke Bach zu hören. In diesem Augenblick stellte ich auch fest, dass Kaffee bei mir nicht wirkt. Ich schlief im Bus weiter, anschließend in der Schlange auf meinem Rucksack sitzend, wo mich alle halbe Stunde jemand aufweckte, weil es weiter ging. Ich wurde erst richtig wach, als Johannes Paul II die Bühne betrat und keine zehn Meter von mir entfernt war.
Päpstlichen Beistand hatte ich heute morgen nicht, aber eine Reisegruppe, die zu 2/3 aus lustigen 15jährigen Mädchen bestand und zu 1/3 aus einem mittelalten Herrn, der mir bis jetzt nicht ganz klar ist. Aber was soll's... für 5 Euro nehm ich alles mit, was halbwegs aufrecht steht, solange es in Bar bezahlt, pünktlich am Treffpunkt ist und mich auf der Fahrt nicht nervt.
Vor der Rückreise machte ich Zwischenstop in Stuttgart und betrachtete entsetzt den abgerissenen Teil des wunderschönen Bahnhofs. Und die herrlichen alten Bäume im Schloßpark, die gefällt werden sollen.
Es ist schon so viel darüber geschrieben worden. Da will ich mich nicht auch noch anschließen. Was mich aber noch mehr erschreckte, als dieses total aus den Fugen geratene 21er Desaster, waren die vielen Leute auf der Königstrasse, die das alles nicht interessierte. Versoffene Polterabend-Gruppen, shoppende Menschen, Teenies... so viele. So viele.
Das meiste, das geschieht, ist den meisten Menschen egal. Das liegt in der Natur der Sache. Sie sagen vielleicht auch: ich habe doch keine Macht.
Ich habe nur diese hier, als Zugfahrende und Baumliebende und ab Stuttgart-Fliegende und quasi-in-Ulm-Lebende:

NEIN ZU STUTTGART 21!

Samstag, 11. September 2010

Bruder Sonne und Schwester Mensch

Der heilige Franziskus schreibt in seinem Sonnengesang von der Liebe Gottes, die sich in den Pflanzen, Tieren, im Himmel und der Erde, in Wasser und Sonne, in Mond und Tod zeigt.
Der Tod, dieses unbekannte Dasein, das uns Menschen immer wieder Angst macht, führt uns beständig an die Grenzen der eigenen Identität. Ich habe ihm schon oft in die Augen sehen müssen, beim Tod von Freunden, Großeltern, beim allzufrühen Tod meiner Mutter. Der Tod macht mir keine Angst mehr. Er ist für mich zu einem Bruder geworden. Er ist nicht böse oder traurig... ich verstehe ihn wohl manchmal nicht und zweifle an ihm. Aber ich habe ihn akzeptieren gelernt. Der Sonnengesang hat mir hier einen neuen Weg aufgezeigt.
Ich liebe dieses Gebet und trage es immer bei mir. Ich mag seinen altitalienischen Text und die Bilder, die Franziskus verwendete, um Gott in seinen unterschiedlichen Gesichtern zu beschreiben.

Altissimu onnipontente bon signore,
tue so le laude la gloria e l’honore et onne benedictione.
Ad te solo, altissimo, se konfano,
et nullu homo ene dignu te mentovare...


Höchster, allmächtiger und gütiger Gott... ich habe dich erst wieder lieben lernen müssen. Du warst mir fremd geworden und ich verstehe jeden, der sich von dir abgewendet hat oder behauptet, er glaubt nicht an dich. Ich habe dich auch verlassen, wie man einen Geliebten verlässt, der einen betrogen hat. Ich habe oftmals so gelitten und fühlte mich so einsam. Aber ich habe meinen Weg wieder zu dir gefunden. Franziskus selbst hat diesen Gesang geschrieben, als er totkrank in San Damiano war.

Laudato si, mi signore, cun tucte le tue creature,
spetialmente messor lo frate sole,
lo qual’è iorno, et allumini noi per loi. Et ellu è bellu e radiante cun grande splendore, de te, altissimo, porta significatione...


Heute Morgen war ich schon früh wach. Ungewöhnlich für einen Samstag... also beschloß ich, loszugehen und eine Runde am See entlang zu laufen. Die Sonne ging gerade auf und glänzte über den nebelbedeckten Wasser. Als ich aus dem Wald herauskam, umfing mich das Sonnenlicht warm und freundlich und wie ich blieben am Ufer einige andere Morgenhungrige stehen. Ich weiß nicht, was in ihnen vorging, aber sie sahen wie ich aufs Wasser hinaus, manche schlossen die Augen und atmeten das Licht in sich hinein.
Der Mond stand noch als schwacher Schatten am Himmel und so spann sich der Reigen des Sonnengesangs weiter.
Der frühe Morgen war mir eine Offenbarung. Die Erde war feucht unter meinen Füßen und ich nahm den Duft der Plantagen wahr. Im Spätsommer haben sie einen ganz eigenen Geruch.
Franziskus sagt:
Gelobt seist du durch unsere Mutter Erde, die uns ernährt und lenkt. Sie bringt vielfältige Früchte hervor, bunte Blumen und Kräuter.
Ich liebe dieses Gesicht der Schöpfung. Ich mag das Flüstern der Bäume, des Wassers, das Geräusch, das meine Füße im Gras und im Wasser und im Schnee und auf Kies machen. Ich mag es, Pflanzen zu berühren und hinterher ihren Duft an meinen Fingern zu haben. Ich mag es, wenn die Sonne meine Haut kitzelt und kleine Mücken im Gegenlicht tanzen.
Der Wind, dieser Freund meiner Kindertage, haucht mir immer noch Furcht ein - an manchen Tagen - aber meistens läßt er mich daran denken, wie er die Blätter aufwirbelt, Zweige schwingen läßt und in den Bäumen singt.
Es gibt so vieles, in dem ich meine Freunde gefunden habe. Der heutige Morgen macht mich und meine Probleme in der Allgegenwart Gottes klein, aber nicht unwichtig. Ich spürte, wie ich Teil einer Gesamtheit war.
Und wenn sich diese Gesamtheit nur in den freundlichen Gesichtern derjenigen spiegelt, die mir entgegen kamen und lächelnd grüßten.

Donnerstag, 12. August 2010

Ganz im Hier

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Heute Abend war ich ziemlich müde, wollte aber dringend noch zum Laufen gehen.
Den ganzen Tag hatte es geregnet. Gegen Abend lockerte es dann ein bisschen auf, also nichts wie ab in die Laufhosen, Stöcke geschnappt und ab in den Wald.
Kaum hatte ich denselben betreten, fing es an in den Blättern zu rascheln und ich spürte die ersten Tropfen.
Weiter hinein, waren sie weg und die Blätter über mir rauschten und tanzten im Regen. Normalerweise höre ich Musik, doch ich war wie verzaubert vom Glanz des Abendlichtes, das sich in den Blätter und den nassen Bäumen brach, vom Schimmern des Regens auf Lichtungen und dann dieser tausendfache Klang, den die Blätter von sich gaben.
Ich lief und lief, kam schließlich am Strandbad an, überquerte die Wiese und lief am Wasser weiter. Auf der anderen Seeseite hatte sich der Regen in einem dichten Schleier über die Stadt am Ufer gelegt und strich wie mit seidenen Handschuhen über die Häuserdächer.
Auf meiner Seite war es inzwischen trocken, aber die Wellen schlugen gegen das Ufer. Langsam wurde es dunkel.

Gestern bin ich nachmittags laufen gewesen. Es war heiß und die Mücken plagten einen zwischen den Bäumen. Aber während ich durch den Wald lief, erkannte ich den Moment, an dem die Müdigkeit von einem abfällt und man nur noch von der Bewegung gefangen ist, wo man sich einfach nur noch wohl fühlt im eigenen Atmen, in den Schritten, im Wahrnehmen der Natur.

Vielleicht ist uns dieses Wahrnehmen des Hiers verloren gegangen. Und vielleicht ist es das, was wir erst wieder lernen müssen.
Ganz im Hier zu sein.

Montag, 2. August 2010

Bahn-Ticker

Und immer noch bin ich seit dem 11. Juli 2010 ohne Antwort.

Interessant. Vielleicht sollte ich eine eigene Homepage zu diesem Thema eröffnen.
Wie die Deutsche Bahn ihre Dauerverspätung durch die sich verspätete Antwort auf meinen superpünktlichen Beschwerdebrief kompensierte.

Sonntag, 1. August 2010

Samstagspost -Aktualisierung vom 16.11.2010

Diesen Text krame ich heute wieder aus aktuellem Anlass hervor: Seit dem 21 Oktober und dem heutigen 16. November kamen bereits 16 Bettelbriefe diverser Hilfsorganisationen inklusive einer Menschenrechtsorganisation, bei der ich seit Jahren Mitglied bin und die mich auffordert, Mitglied zu werden.

Viel Spaß beim Lesen!

Heute kam eine Werbepost eines nicht zu nennenden Unternehmens, der eine Einkaufstasche mit Aufdruck und ein Spendenformular beilag.
Solche Werbemaßnahmen finden meistens zu zwei Jahreszeiten statt. Erstens jetzt im Sommer, wobei in den meisten Fällen die Vokabeln "Ferien", "Sorge", "Hilfe" oder "Entspannung" benutzt werden, um existentielle Notwendigkeiten anzudeuten, im Sinne von:
  1. Sorgen auch Sie für Hilfe in den Ferien, während Sie Entspannung suchen!
  2. Ferien sind nicht nur zur Entspannung da: Helfen Sie, wo Andere Sorgen haben!
  3. Hilfe in allen Entspannungslagen: Sorgen Sie für sorgenfreie Ferien!
  4. Gerade in den Ferien brauchen wir Ihre Hilfe: Sorgen Sie für genug Blut und entspannen Sie sich dabei.
Die zweite Spendenphase erfolgt zwischen dem 12. November und 31. Dezember, wenn täglich eine Briefflut (d.h. an Besttagen zwischen 6 und 7 Anschreiben) hereinflattert. Das liegt daran, dass ich als praktizierende Christin so dumm war, zwei kirchliche Zeitungen zu abonnieren. Insofern bekomme ich Post von der Priesterhilfe Osteuropa, Missionsstationen im Belgisch-Kongo, den es nicht mehr gibt, kleine billige wundertätige Madonnen-Medaillen katholischer Subfraktionen, Adressaufkleber von mehreren Tierschutzvereinen, Eintrittsaufforderungen von Hilfsvereinen, bei denen ich bereits Mitglied bin, Postkarten der Blindenhilfe, Kinderdörfer oder vom Christoffel-Werk und dazu noch tägliche Anrufe der bundesweiten Lotterien, die mir garantieren, dass ich bei einer Teilnahme nicht nur der nächste Lotto-Millionär Deutschlands, sondern auch Hauptfördermitglied weiterer Hilfsorganisationen werde.
Nun sehe ich ja durchaus ein, dass das bisschen Geld, das ich habe, bei solchen Aktionen durchaus gut angelegt wäre, aber leider sehe ich mich außerstande, mehr als dreimal im Jahr und dann auch nur für Vereine zu spenden, bei denen ich es einsehe. Die Mitgliedsbeiträge für Organisationen, bei denen ich ohnehin schon Mitglied bin mal ausgenommen.

Heute also eine Einkaufstasche. An und für sich schön. Guter Verein, nützlicher Zweck.

Nun mein Hauptproblem: Ich sehe mich leider außerstande, für eine Einkaufstasche zu spenden, die unter menschenverachtenden Bedingungen in Dritte-Welt-Ländern unter Einsatz chemischer Kampfstoffe hergestellt wurde.

Selbst, wenn es abseits dessen für einen guten Zweck sein sollte.

Freitag, 30. Juli 2010

Früchtekuchen

Ich habe in der FR einen Artikel gelesen, der über einen Henker in den USA berichtet.

Ich habe bei Amnesty International Menschen betreut, die in der Todeszelle saßen. Ich habe Briefe an sie geschrieben, habe sie kennengelernt, habe Geld gespendet, damit sie zu Weihnachten einen Früchtekuchen bekommen.
Ich habe ihre Handschrift vor mir gesehen, meistens ungelenkte Schreibereien mit mehr Fehlern, als ich sie im Englischen machen würde.

Auch ich habe einen Menschen gekannt, der geistig so schwer behindert war, dass er seine Henkersmahlzeit in der Zelle zurückließ, damit er sie nach der Hinrichtung essen kann.

Keiner der Menschen, die ich betreut habe, lebt noch.

Bei mindestens zwei von ihnen blieb bis zur Hinrichtung eine letzte Sicherheit hinsichtlich ihrer Taten aus.

Donnerstag, 29. Juli 2010

ICE-Fahrgäste oder... jajaja... ich bin ein Looser

Heute Morgen lese ich in der Zeitung, dass die Bahn sich bemüht, die "Hitzeofer" in den ICEs zu entschädigen.
Na toll.
Bevor dies alles bekannt geworden ist, habe ich nach einem Horrorwochende mit der Deutschen Bahn eine wütende Mail an dieselbe geschrieben.
Ich habe noch keine Antwort bekommen... Nahverkehr ist eben nicht so wichtig.

Hier ein paar Auszüge:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Da ich zwei bis viermal pro Woche mit der DB verkehre, bin ich Verspätungen, technische Pannen und kleine Ärgernisse durchaus schon gewöhnt. Normalerweise bin ich ein durchaus verständnisvoller Mensch und sehe darüber hinweg.
Seit diesem Wochenende habe ich langsam genug und überlege mir ernsthaft, doch noch den Führerschein zu machen und mir ein Auto zu kaufen, was ich aus Umweltschutzgründen bislang abgelehnt habe.

Am Freitag bin ich mit dem IRE 18.05 ab Radolfzell nach Ulm gefahren. Der Zug hatte nicht nur fünf Minuten Verspätung, die nicht angezeigt wurden und sich bis Ulm vervierfacht hatten, zudem war auch die Klimanalage ausgefallen, was bei über 30 Grad im Freien eine Zumutung sondergleichen war. Der zugestiegene Zugbegleiter meinte, er könne da nichts machen. Als die ersten Leute der Ohnmacht nahe waren, öffnete ein Mitreisender mit Werkzeug die Fenster, so dass endlich ein bisschen Luft in den Wagen kam... können Sie sich vorstellen, dass die Außentemperatur in Ulm niedriger war als im Zug? In der Wohnung meines Freundes angekommen, litt ich noch den ganzen Abend an Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen und Übelkeit.
Am Samstag kehrte ich von einer Tagung in Böblingen zurück und wollte in Stuttgart um 18.02 in den IRE nach Ulm/Lindau steigen. Der kam aber nicht. Nach über einer halben Stunde, die man auf dem Gleis warten musste, riet das Servicepersonal Reisenden nach Ulm, in den RE nach Ulm 18.32 umzusteigen. Der fuhr im Schritttempo bis Süßen, wo man uns mitteilte, dass in Amstetten ein Oberleitungsschaden sei und wir aussteigen müssten. Der Kommentar lautete: "VIELLEICHT können Busse zur Verfügung gestellt werden."
Nach einer Stunde in der glühenden Hitze ohne irgendeine Meldung wurde den Fahrgästen mitgeteilt, dass sie in den IRE auf Gleis 1 einsteigen könnten, der führe VIELLEICHT nach Ulm.
Mein Freund, der mich vorher in Süßen abholte, nahm noch ein anderes Ehepaar mit. Für die Strecke zwischen Böblingen/Stuttgart und Ulm habe ich somit eine Reisezeit von 4 1/2 Stunden zu verzeichen!
Heute Morgen um 6.54 fuhr ich von Ulm wieder nach Stuttgart, aber auch dieser Zug hatte Verspätung, worauf ich zu spät zu meiner Tagung kam. Ich kann nachvollziehen, dass es wegen des allseits abgelehnten "Stuttgart 21" und den Gleisarbeiten an der S-Bahn zu Verspätungen kommt. Aber ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass der Nahverkehr als Stiefkind der Deutschen Bahn dasteht und die Passagiere wenig bis keinen Service und beständigen Ärger hinnehmen müssen.
Die Liste der Ärgernisse gehen vor allem im Regio-Verkehr über das Normalmaß hinaus: Ständig defekte oder vollkommen verdreckte Toiletten (werden die Züge überhaupt gereinigt?), kaputte Türen, Verspätungen, weil der dauernd verspätete Fernverkehr natürlich Vorfahrt hat, überfüllte Züge und anderes mehr.
[...]
Sie, lieber Mitarbeiter, der das jetzt lesen muss, können natürlich nichts dafür, aber mir reicht es langsam wirklich... noch dazu, weil aufgrund der Sparmaßnahmen nur noch selten Servicepersonal mitfährt, an das man sich direkt wenden könnte.

Impuls

Freue dich über jeden Morgen, an dem sich ein friedlicher Himmel über dich wölbt. Geniesse den Tag, an dem du satt wirst an Leib und Seele, und atme das Glück von Freundschaft und Liebe ein wie den zarten Duft des erwachenden Frühlings. Koste jeden frohen Augenblick aus, und du wirst spüren, was es heisst, das Leben zu lieben. Christa Spilling-Nötker

Spruch des Tages

"Ihr singt mal wieder wie ziviler Ungehorsam." (Ein nicht zu nennender Dirigent)

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