Ganz im Hier
Heute Abend war ich ziemlich müde, wollte aber dringend noch zum Laufen gehen.
Den ganzen Tag hatte es geregnet. Gegen Abend lockerte es dann ein bisschen auf, also nichts wie ab in die Laufhosen, Stöcke geschnappt und ab in den Wald.
Kaum hatte ich denselben betreten, fing es an in den Blättern zu rascheln und ich spürte die ersten Tropfen.
Weiter hinein, waren sie weg und die Blätter über mir rauschten und tanzten im Regen. Normalerweise höre ich Musik, doch ich war wie verzaubert vom Glanz des Abendlichtes, das sich in den Blätter und den nassen Bäumen brach, vom Schimmern des Regens auf Lichtungen und dann dieser tausendfache Klang, den die Blätter von sich gaben.
Ich lief und lief, kam schließlich am Strandbad an, überquerte die Wiese und lief am Wasser weiter. Auf der anderen Seeseite hatte sich der Regen in einem dichten Schleier über die Stadt am Ufer gelegt und strich wie mit seidenen Handschuhen über die Häuserdächer.
Auf meiner Seite war es inzwischen trocken, aber die Wellen schlugen gegen das Ufer. Langsam wurde es dunkel.
Gestern bin ich nachmittags laufen gewesen. Es war heiß und die Mücken plagten einen zwischen den Bäumen. Aber während ich durch den Wald lief, erkannte ich den Moment, an dem die Müdigkeit von einem abfällt und man nur noch von der Bewegung gefangen ist, wo man sich einfach nur noch wohl fühlt im eigenen Atmen, in den Schritten, im Wahrnehmen der Natur.
Vielleicht ist uns dieses Wahrnehmen des Hiers verloren gegangen. Und vielleicht ist es das, was wir erst wieder lernen müssen.
Ganz im Hier zu sein.
Rilla - 12. Aug, 21:29