Sonntag, 19. Dezember 2010

Mein Jahresrückblick

Ich habe mir überlegt, ob ein Jahresrückblick angesagt ist. Das kann ich so nicht ohne Weiteres beantworten. In einem Jahr geschieht so viel und doch ist es für ein einzelnes Menschenleben nicht gerade eine Menge. Oder doch?

Wichtig an solchen Zusammenstellungen sind weniger die großen Einzelereignisse, als solche Augenblicke, die das Leben schön und ereignisreich machen.
Mag es mein Weg hin zu einem normalen Gewicht sein (das ich inzwischen mit 69,9 kg habe), dass ich einen neuen Job gefunden habe und seit zwei Monaten jeden Morgen um fünf aufstehen muss... das sind doch letzten Endes alles Nebensächlichkeiten.

Was also lässt sich berichten? Vielleicht, dass der Weg durchs Leben bei mir wie bei jedem Menschen in Kurven und auf unterschiedlichen Wegstrecken verläuft, dass ich Stunden hatte, in denen ich hellauf lachte, aber auch solche hatte, in denen ich weinte.
Ich hatte Stunden, in denen ich verwundert über die Schönheit der Welt am Seeufer saß und einmal nicht an mein Leben denken musste. Es ist heute schon so selten geworden, dass man einmal Zeit für sich hat, dass man sie sich regelrecht nehmen muss.
Alles was man tut, geschieht doch letztlich für eine andere Sache oder eine andere Person. Man definiert sich über sein Umfeld, eine ganz normale Tendenz übrigens.
Aber wenn man still in sich versinken kann und einmal ganz frei wird von bestimmten Dingen - wenn nicht gar von allen, so ist das doch ein Ereignis, das sich keinem anderen angleicht.

Was lässt sich also berichten? Im Januar bin ich eines Morgens durch einen vollkommen verschneiten Wald gelaufen und vor mir liefen zwei rote Eichhörnchen über den Weg, blieben kurz sitzen und verschwanden dann auf einem Baum.
Im Februar habe ich mein Arbeitszimmer umgeräumt und hinter einem Bücherregal eine Postkarte gefunden, die dort sicher schon seit drei Jahren lag. Und auf ihr standen viele Grüsse und "Hab dich lieb, Süsse!"
Im März bin ich mit einem Schiff gefahren und habe die eiskalte Gischt ins Gesicht bekommen.
Im April feierte ich Geburtstag und habe nach langer Abstinenz wieder mit Sport angefangen.
Ende Mai habe ich meine Ernährung umgestellt und zwei reizende Russen aus Moskau kennengelernt, die mir beschrieben, dass man in Moskau auch im Sommer Ski fahren kann.
Im Juni begriff ich, dass ich noch lange für die 3 Kilometer im Freistil trainieren muss. Und kaufte mir die erste Hose in einer kleineren Größe.
Im Juli habe ich mich aus diversen Foren verabschiedet.
Im August habe ich meinen neuen Job herbeigesehnt. Ich bin durch einen verregneten Wald gelaufen und habe die Sonne in den Blättern glitzern gesehen.
Im September habe ich mich beworben und den neuen Job sofort bekommen. Ich habe endlich die 1,5 Kilometer geschafft und hatte 200 Besucher auf meiner Homepage.
Im Oktober habe ich meinen Freund an einem ruhigen Abend geküsst und begriffen, wie gut er mir tut.
Im November hatte ich 25 Kilo abgenommen und die Hälfte von meinem Kleiderschrank entsorgt. Ich kaufte mir eine Monatskarte für die Schweizer Bahn und fuhr ab sofort zweimal täglich eine Stunde zu meinem neuen Job. Ich sah aus dem Fenster, wie es Tag wurde und wie die Alpen hinter dem Nebel auftauchten.
Im Dezember sah ich an einem Fenster den Schneeflocken zu und freute mich daran, dass bald Weihnachten ist. Ich sehnte den Augenblick herbei, dass Ferien sind und ich mal wieder für mich da bin. Ich ging an einem Samstag Morgen durch die Stadt und freute mich an einem Musiker, der auf einem Xylophon Mozart spielte. Gestern Abend lag ich bei Kerzenschein in der Badewanne und las vollkommen dekadent eine Frauenzeitschrift. Zudem freute ich mich über den ersten Kommentar hier im Blog.
Heute Morgen habe ich ein Brötchen mit Mangosenf und Putenschinken, einen delikaten Obstsalat und andere feine Sachen gegessen. Mir gegenüber sitzt mein Liebster und spielt Schach. Draußen fliegen kleine Schneeflocken durch die Luft und verzaubern den Garten in eine Märchenlandschaft. Heute Abend werden wir in die Messe gehen und mir wird wieder einmal klar werden, wie wunderbar es ist, dass doch noch so viele Menschen an ein kleines Kind glauben können. An das, was aus ihm werden konnte und geworden ist. Und anschließend werden wir Arm in Arm über den Friedhof nach Hause gehen, und es wird dunkel sein und mein Herz voll mit Kerzenschein und Gesang.

Ist das Leben nicht wunderbar?
romeomikezulu - 6. Mär, 16:03

Ein sehr später Kommentar, aber ich muss ihn loswerden:

Was für ein großartiger Beitrag!!
/Verbeugung

Impuls

Freue dich über jeden Morgen, an dem sich ein friedlicher Himmel über dich wölbt. Geniesse den Tag, an dem du satt wirst an Leib und Seele, und atme das Glück von Freundschaft und Liebe ein wie den zarten Duft des erwachenden Frühlings. Koste jeden frohen Augenblick aus, und du wirst spüren, was es heisst, das Leben zu lieben. Christa Spilling-Nötker

Spruch des Tages

"Ihr singt mal wieder wie ziviler Ungehorsam." (Ein nicht zu nennender Dirigent)

Aktuelle Beiträge

"Auf dem Weg zum Halbmarathon"...
Vor einigen Wochen machten wir einen Spaziergang...
Rilla - 18. Okt, 10:10
Heimatlos zu Hause
Letzte Woche hatte mein Vater Geburtstag, was für mich...
Rilla - 19. Okt, 19:11
Gottes Werk und Rillas...
Nach so ziemlich dem furchtbarsten Arbeitstag seit...
Rilla - 13. Okt, 18:26
So weit entfernt von...
Als ich noch Angst vor dem Abitur hatte, die sommerlichen...
Rilla - 11. Okt, 11:14
Um das Ganze zu vervollständigen...
... es gibt gefülltes Schweinefilet mit Salbei, dazu...
Rilla - 10. Okt, 18:17

See-Besucher

Besucherzaehler

Eigene und weitere Links. Haftungsausschluss: Ich betone hiermit, dass ich keinerlei Einfluss auf Gestaltung und Inhalt der gelinkten Seiten habe. Deshalb distanziere ich mich ausdrücklich von den Inhalten aller Seiten.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Impressum

seegedanken@googlemail.com

Suche

 

Status

Online seit 5079 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Okt, 10:10

Credits


Fahren am See
Filmosophie
Laufen am See
Musik am See
Schwiiitzerische Seeligkeiten
See-Food
Seelosophie
Weihnachten 2010
Zu meiner Person
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren