Dienstag, 28. Dezember 2010

Existentielle Nöte

Vorhin war ich zwei Hemden umtauschen, die sich mein Liebster zu groß erstanden hatte und wanderte zwecks Beschaffung von Shampoo und Seife ins nächstgelegene Einkaufszentrum ab.
Dort herrschte das blanke Chaos. Nicht nur, dass an den Kassen die üblichen Umtausch-Schlangen nach Weihnachten waren, sondern auch die Warteschlangen vor den Fressbuden waren so lang, dass ich mich verwirrt fragte, ob in einer Region unserer Bundesrepublik eine partielle Hungersnot ausgebrochen ist.
Irgendjemand hat mal geschrieben, er sei überzeugt, dass wenn in hundert Jahren ein Raumschiff auf der Erde landen solle, die Außerirdischen bestimmt davon überzeugt sein würden, dass eine Hungersnot geherrscht hat... so viele Lebensmittelbuden gibt es.

Das stimmt irgendwie. Ich habe ja nun gestern das neue Kochbuch gelesen und Jamie bemerkt begeistert, wie viele Restaurants und Fressstände es in Amiland gebe. Naja... das scheint normal. Aber ich frage mich, warum ein Einkaufszentrum über sechsundzwanzig verschiedene Gastronomien verfügen muss, noch dazu, weil die meisten das Gleiche anbieten. Ich habe mir heute den Spaß gemacht und mal gezählt: Fünf Bäckereien, drei Schokoladengeschäfte, zwei Dönerbuden, zwei Eiscafés, eine Milchbar, eine Obstsaftbar, zwei Sandwichbuden, drei Coffeeshops, zwei Pizzerias, ein Multifresstempel, zwei normale Lokale und den Rest bildeten mobile Eis- und Getränkestände. Faszinierend. Und alles in einem Einkaufszentrum einer mittelgroßen Stadt an der schwäbischen Grenze.

Die meisten Menschen um mich herum waren am Essen, was vielleicht daran lag, dass es einen auf die Dauer hungrig macht, den Anderen beim Essen zuzusehen. Ich musste mich sowas von beherrschen, nicht loszuziehen und etwas zum Essen zu besorgen. Sobald ich zu Hause war, machte ich mir ein belegtes Brot und warf Obst in Mengen ein. So, dass es zu meinem Lebens- und Diätstand passt.

Haben wir uns amerikanische Verhältnisse übergestülpt? Oder ist das Entstehen von Fressmeilen eine normale Angelegenheit? Wenn ich so darüber nachdenke, haben die meisten meiner Schüler davon geschwärmt, in Deutschland ein Lokal oder anderes eröffnen zu wollen. Eine Freundin will ein Café eröffnen und auch ich träume ja insgeheim davon, eine Kneipe im Sinne eines "Supper Clubs" zu führen, in dem die Leute einfach zum Essen vorbeikommen und einen kleinen Beitrag für ihr Essen bezahlen.

Bedenklich finde ich dann doch, wenn die Tageszeitung heute vermeldet, dass aufgrund der Ernährungslage viele Menschen an Begleiterscheinungen von massivem Übergewicht leiden. Ich bin froh, diesem Teufelskreis entronnen zu sein... aber seit heute habe ich so eine unbestimmte Ahnung, wie es dazu kommen konnte, dass ich mich dritteln musste. 28 Kilo sind bei mir weg und mein Freundeskreis meckert am Laufenden Band, dass ich endlich aufhören soll, abzunehmen.
Ich nehme ja schon nicht mehr ab, aber ich habe festgestellt, dass ich die heute "normale" Nahrung gar nicht mehr vertrage.

Bleibt der heutige Schlußgedanke: Essen ist von von einer existentiellen Notwendigkeit in zwei verschiedene Richtungen abgedriftet: Entweder ist Essen eine Kunstform oder eine Beschäftigungstherapie.

Fragt sich, was davon besser ist.

Impuls

Freue dich über jeden Morgen, an dem sich ein friedlicher Himmel über dich wölbt. Geniesse den Tag, an dem du satt wirst an Leib und Seele, und atme das Glück von Freundschaft und Liebe ein wie den zarten Duft des erwachenden Frühlings. Koste jeden frohen Augenblick aus, und du wirst spüren, was es heisst, das Leben zu lieben. Christa Spilling-Nötker

Spruch des Tages

"Ihr singt mal wieder wie ziviler Ungehorsam." (Ein nicht zu nennender Dirigent)

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