Déja-vue nach Caipirinha
Heute hatte ich ein Déja-vue.
Déja-vues sind komische Sachen. Sie können angenehm sein im Sinne von "Mein Gott, dieser Cappuchino ist so wunderbar, wie die sternenklare Nacht damals in..." oder "Moment mal, mein Schatz, diesen Blick kenne ich doch...?!"
Sie können nicht ganz so angenehm sein wie "Sag mal, habe ich diese Rechnung nicht gerade erst bezahlt!", oder: "Habe ich eigentlich den Herd ausgemacht?"
Heute hatte ich ein Déja-vue, das sich letzten Endes als Erinnerung herausstellte. Also: Ich hatte beschlossen, Mittags Nudeln mit Ratatouille zu kochen. Da ich gestern Abend einen Caipi getrunken hatte, erschien es mir sinnvoll, heute paar Kalorien einzusparen.
So schäle ich hingebungsvoll das Gemüse, hackte Kräuter, schnitt, raspelte, kochte und am Schluss warf ich teure Bio-Vollkorn-Nudeln ins Wasser, kochte sie entsprechend Anweisung, goss sie ab, richtete sie liebevoll auf dem Teller an und gab das köstlich duftende Null-Oliven-Ratatouille dazu.
Und beim ersten Bissen hatte ich mein Déja-vue.
Ich bin sechszehn oder siebzehn und bei einer Freundin zum Essen eingeladen. Ich finde das irgendwie schön, denn die Familie hat ein eigenes Haus und einen eigenen Garten. Das Haus ist hübsch, sie haben zwar nicht so viele Bücher wie bei uns, aber das ist okay. Die Eltern sind Lehrer, die Mutter (die möchte, dass ich sie "Magda" nenne, trägt mit Vorliebe fair gehandelte Baumwolle.
Irgendwie fühle ich mich wohl, auch wenn der Fernseher im Schrank eingeschlossen ist.
Nun denn. Zum Abendessen gab es Spinatlasagne mit Vollkornnudeln.
Es gibt wenige Dinge, die ich nicht esse. Bis auf Leber zählen Innereien dazu, Fenchel jagt mir kalte Schauer über den Rücken und Pilze lösen bei mir heftig juckende Ausschläge auf Kopfhaut und zwischen den Fingern aus. Da Pilze gekocht ohnehin weder Vitamine noch sonstwas enthalten, kann ich hervorragend damit leben.
Ich esse auch selten Kohl, weil ich den Geschmack nicht mag. Mangold finde ich lecker, Grünkohl ist auch fein.
Aber diese Lasagne vor nun fast zwanzig Jahren war mit das Ekligste, was ich jemals gegessen habe.
Und ich habe es gegessen. Dieser erdige, miefige Geschmack der Nudeln vermischte sich mit dem schleimigen Blattspinat aufs Edelste, der zwischen den Zähnen hängen blieb und gleichzeitig ewig brauchte, bis er sich herunterschlucken ließ. Den Käse fand ich okay. Leider war nicht viel drauf. Nun ja... was soll ich sagen: ich habe es gegessen.
Als ich heute mit der Gabel in meine 2,49 Euro Nudeln steche und eine volle Ladung in den Mund schiebe, ist es wieder da. Dieses Gefühl... dieser Geschmack. Und die Erkenntnis: Ich mag keine Vollkornnudeln.
Ich bin ein Banause. Und andererseits: Wer bin ich, die revolutionäre Nudel-Evolution der Asiaten und Italiener anzuzweifeln? Zweitausend und mehr Jahre kochen die Asiaten nun Nudeln und die Italiener nicht ganz so lang, aber sie kochen sie mit einer Perfektion, die mich zum Fan mediterraner Küche gemacht hat.
Okay... die restlichen Vollkornnudeln werde ich in einem Partysalat verkochen und so loswerden. Aber die Erkenntnis des heutigen Tages ist eigentlich eine alte: Lieber esse ich evolutionäre Normalnudeln für vier Oliven, als eine für teure Bionudeln einzusparen.
Déja-vues sind komische Sachen. Sie können angenehm sein im Sinne von "Mein Gott, dieser Cappuchino ist so wunderbar, wie die sternenklare Nacht damals in..." oder "Moment mal, mein Schatz, diesen Blick kenne ich doch...?!"
Sie können nicht ganz so angenehm sein wie "Sag mal, habe ich diese Rechnung nicht gerade erst bezahlt!", oder: "Habe ich eigentlich den Herd ausgemacht?"
Heute hatte ich ein Déja-vue, das sich letzten Endes als Erinnerung herausstellte. Also: Ich hatte beschlossen, Mittags Nudeln mit Ratatouille zu kochen. Da ich gestern Abend einen Caipi getrunken hatte, erschien es mir sinnvoll, heute paar Kalorien einzusparen.
So schäle ich hingebungsvoll das Gemüse, hackte Kräuter, schnitt, raspelte, kochte und am Schluss warf ich teure Bio-Vollkorn-Nudeln ins Wasser, kochte sie entsprechend Anweisung, goss sie ab, richtete sie liebevoll auf dem Teller an und gab das köstlich duftende Null-Oliven-Ratatouille dazu.
Und beim ersten Bissen hatte ich mein Déja-vue.
Ich bin sechszehn oder siebzehn und bei einer Freundin zum Essen eingeladen. Ich finde das irgendwie schön, denn die Familie hat ein eigenes Haus und einen eigenen Garten. Das Haus ist hübsch, sie haben zwar nicht so viele Bücher wie bei uns, aber das ist okay. Die Eltern sind Lehrer, die Mutter (die möchte, dass ich sie "Magda" nenne, trägt mit Vorliebe fair gehandelte Baumwolle.
Irgendwie fühle ich mich wohl, auch wenn der Fernseher im Schrank eingeschlossen ist.
Nun denn. Zum Abendessen gab es Spinatlasagne mit Vollkornnudeln.
Es gibt wenige Dinge, die ich nicht esse. Bis auf Leber zählen Innereien dazu, Fenchel jagt mir kalte Schauer über den Rücken und Pilze lösen bei mir heftig juckende Ausschläge auf Kopfhaut und zwischen den Fingern aus. Da Pilze gekocht ohnehin weder Vitamine noch sonstwas enthalten, kann ich hervorragend damit leben.
Ich esse auch selten Kohl, weil ich den Geschmack nicht mag. Mangold finde ich lecker, Grünkohl ist auch fein.
Aber diese Lasagne vor nun fast zwanzig Jahren war mit das Ekligste, was ich jemals gegessen habe.
Und ich habe es gegessen. Dieser erdige, miefige Geschmack der Nudeln vermischte sich mit dem schleimigen Blattspinat aufs Edelste, der zwischen den Zähnen hängen blieb und gleichzeitig ewig brauchte, bis er sich herunterschlucken ließ. Den Käse fand ich okay. Leider war nicht viel drauf. Nun ja... was soll ich sagen: ich habe es gegessen.
Als ich heute mit der Gabel in meine 2,49 Euro Nudeln steche und eine volle Ladung in den Mund schiebe, ist es wieder da. Dieses Gefühl... dieser Geschmack. Und die Erkenntnis: Ich mag keine Vollkornnudeln.
Ich bin ein Banause. Und andererseits: Wer bin ich, die revolutionäre Nudel-Evolution der Asiaten und Italiener anzuzweifeln? Zweitausend und mehr Jahre kochen die Asiaten nun Nudeln und die Italiener nicht ganz so lang, aber sie kochen sie mit einer Perfektion, die mich zum Fan mediterraner Küche gemacht hat.
Okay... die restlichen Vollkornnudeln werde ich in einem Partysalat verkochen und so loswerden. Aber die Erkenntnis des heutigen Tages ist eigentlich eine alte: Lieber esse ich evolutionäre Normalnudeln für vier Oliven, als eine für teure Bionudeln einzusparen.
Rilla - 6. Jul, 12:22