Dienstag, 28. September 2010

Die zehn letzten Dinge vor "Eat Pray Love"

Heute, nach einem langen, grauenhaften Tag ging ich ins Kino.
Eigentlich wollte ich mir einen Horrorfilm oder Thriller reinziehen. Solche Filme versetzen das Gehirn in einen emotionalen Amoklauf, der mir zumeist ganz gut tut und mich später in ruhige, sanfte Träume versetzt.
Nun, heute während der wohl längsten 2 1/2 Stunden meines Lebens, dachte ich über die zehn Dinge nach, die man machen sollte, bevor man "Eat Pray Love" mit Julia Roberts sieht.

Erstens: Laß deine EC-Karte zu Hause.
Nimm gerade genug Geld mit, dass es für einen gemütlichen Abend reicht. Das mache ich ohnehin meistens so.
Dann fahr in die Stadt, zum Citycenter, wo sich das Kino befindet und betrachte dir nochmals in Ruhe die Auslagen der Geschäfte. Geh in das Schuhgeschäft und probiere die unglaublich sexy schwarzen Stiefel an und dann folge deiner Eingebung und kaufe sie!!! Anschließend hast du zwar kein Geld mehr fürs Kino, aber das ist auch gut so.

Zweitens: Bleib zu Hause und lies ein gutes Buch.
Am besten einen Bildband über Italien oder Bali oder Indonesien oder Indien. Die starren Fotographien oder vielleicht auch der Eintrag auf Wikipedia werden dir ein weitaus angenehmeres und intelligenteres Bild derselben vermitteln als dieser Film. Ich habe selten eine solch klischeehafte Montage von dürftigen Aufnahmen Roms, Indiens und Balis gesehen. Rom wird auf Kolosseum, den Vatikan und kleine, gewundene Sträßchen reduziert. Wenn ich nochmals eine Aufnahme dieser kleinen, kurvigen Straße in der Toskana sehe, werfe ich mein Eis gegen die Leinwand! Gibt es denn nichts anderes in Italien als immer nur die gleichen Bilder? Aber es verwundert einen ja nicht, dass Amerikaner die Kunst der Reduktion als ästhetischen Ausdruck gut finden. Ich hab da nichts dagegen. Aber Italien ist so viel schöner und größer als dieser ideenminimalistische Mist.

Drittens: Besuch die örtliche Pizzeria deiner Wahl.
Selbst, wenn es die Dönerbude an der Ecke ist: Du wirst hier Essen bekommen, das realistischer als das im Film ist. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das geschmeckt hat. Außerdem wirst du sowohl beim Türken, als auch beim Italiener glaubwürdige Menschen finden, die normal sprechen und dich gegens Knie treten, wenn du derart geistlose Sprüche von dir gibst, wie Julia Roberts in diesem Film.

Viertens: Besuch einen Kosmetiker.
Wir wussten es schon lange, nun hat es sich bestätigt: Die Hollywood-Diät kann nicht gut sein. Julia Roberts, die angebliche Ikone der beginnenden 90er Jahre, wirkt wie eine vertrocknete Okra. Da hilft auch nicht, sie dauernd im schwindenden Abendlicht und mit Tränen in den Augen zu zeigen.
Auch hier wieder ein finanzieller Vorteil: Bei den horrenden Preisen der deutschen Kosmetikindustrie hast du wiederum kein Geld fürs Kino. Tataaa!

Fünftens: Iss beim Italiener deiner Wahl eine Pizza.
Scheinbar gleicht sich dieser Punkt Vorschlag 3 an, aber er hat einen anderen Hintergrund. Wenn diese Size-Zero-Actrissen jammern, sie hätten in Italien so viel zugenommen, möchte man ausrasten. Sie sind ununterbrochen am Futtern und doch bleiben sie die gleichen Knochengestelle. Wenn Julia Roberts auf dem Rücken in der Umkleidekabine auf dem Boden liegt und versucht, sich in eine Jeans Größe 36 zu quetschen, möchte man sie mit derselben erwürgen.

Sechs: Besuche ein Joga-Seminar.
Du wirst alle Ruhe und Entspannung und jede Menge "Ommmms" brauchen, um allein die dümmlichen Dialoge und Lebensweisheiten durchzustehen. Man möchte die Autorin und Hauptdarstellerin ununterbrochen am Kragen packen, sie durchschütteln und brüllen: "Hör endlich auf mit diesem Gejammer, quetsch dich in deine Zwergenklamotten und verzieh dich nach Manhattan!"
Wir wissen ja nun alle, dass sich zahlreiche Menschen zur östlichen Philosophie hingezogen fühlen, aber diese bescheuerten Meditationsszenen machen einen wahnsinnig. Man kann den Autoren allenfalls zu Gute halten, dass sie die Dekadenz der amerikanischen Gesellschaft darstellen wollten. Aber selbst dies gerät zu einer reinen Farce.
Ich will nicht behaupten, dass ich frei von Jammerphasen bin (das wäre eine ziemliche Lüge...), aber dieser Film bringt einen dazu, irgendwann die Fingernägel in die Armlehne zu krallen und leise vor sich hin zu fluchen.
Ich habe selten nach einem Film so viele Leute "Was für ein Sch..." sagen hören.

Sieben: Wenn du schon in der Pizzeria bist, halt ein Schwätzchen mit dem Padrone oder der Nonna.
Sämtliche Figuren sind so klischeebeladen, dass es einem weh tut.
Geh nach Italien, nach Indien oder nach Bali und lern richtige Menschen kennen. Wenn du Sehnsucht nach fremden Kulturen hast, melde dich in einem Begegnungszentrum an. Besuche eine Moschee. Nimm an einem Integrationskurs teil. Lade deine türkische Nachbarin auf einen Tee ein.

Acht: Mach deine Steuererklärung.
Da kannst du besser mit deinen Finanzen umgehen und kriegst vielleicht sogar noch Geld zurück.

Neun: Hab Sex.
Echte, tierische Emotionen. Romantische Stunden bei Kerzenschein. Laß sanfte Musik laufen. Als ich Mozarts "Rachearie" aus der Zauberflöte zu den Spaghetti hörte, wurde mir schlecht. Auch ich hätte am liebsten geschmettert: "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen! Tod und Verzweiflung flammet um mich her!"
Sex hat auch den Vorteil, dass du zeitlich eventuell knapp hinkommst und den Bus verpasst. Bleib lieber im Bett.

Zehn: Der Typ, der versucht hat, sich an der Kasse vor dich zu drängeln, hatte doch ganz entzückende Augen.Geh mit ihm in die nächste Sushi-Bar, hol dir eine Lebensmittelvergiftung und bleib zu Hause.

Impuls

Freue dich über jeden Morgen, an dem sich ein friedlicher Himmel über dich wölbt. Geniesse den Tag, an dem du satt wirst an Leib und Seele, und atme das Glück von Freundschaft und Liebe ein wie den zarten Duft des erwachenden Frühlings. Koste jeden frohen Augenblick aus, und du wirst spüren, was es heisst, das Leben zu lieben. Christa Spilling-Nötker

Spruch des Tages

"Ihr singt mal wieder wie ziviler Ungehorsam." (Ein nicht zu nennender Dirigent)

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