Spätzünder oder "Was ist das linke Pedal?"
„Was ist das rechte Pedal?“
Hm.
"Was ist das linke Pedal?“
Hm.
„Und das in der Mitte?“
Totenstille. Fassunglos starre ich meinen Fahrlehrer an und wache im gleichen Augenblick schweißgebadet auf. Rund dreißig Sekunden später sitze ich am Rechner und suche nach einer virtuellen Fahrschule.
Weitere zehn Sekunden später weiß ich: Links ist die Kupplung, rechts das Gas und in der Mitte das Überlebensinstrument, oder wie mein Freund sie nennt: Die Bremse.
Schön, ich gebe zu: Mit 36 Jahren den Führerschein zu machen, ist vielleicht ein ganz klein bisschen albern, aber ich habe ihn die vergangenen Jahre einfach sowas von überhaupt nicht gebraucht. Nach drei Jahren Fernbeziehung und etlichem Ärger mit der Deutschen Bahn habe ich mich nun also entschlossen, mir ein billiges kleines Auto anzuschaffen und mir damit zumindest ein bisschen Freiheit zurückzuholen. Im Augenblick sitze ich einmal mehr im Zug und warte darauf, dass der Motor angelassen wird. Denkste. Nichts passiert. Aber ich warte noch drei Minuten, bevor ich einmal mehr der Verzweiflung anheim falle.
Vor einer Woche habe ich mich nun also in der Fahrschule von Thomas angemeldet und beschlossen, unter die ehrbaren Verkehrsteilnehmer zu kommen. Denn Fahrradfahrer gelten ja immer noch ein wenig als... sagen wir: Unrespektabel. Oder vielleicht unseriös.
Nun denn, am Wochenende bin ich mit meinem Liebsten das erste Mal auf dem Verkehrsübungsplatz gewesen und habe sowohl seine Kupplung, als auch seine Nerven drangsaliert.
Nach der ersten Stunde lief es eigentlich schon relativ gut, aber ich war dann doch froh, als ich mich mal wieder vom Lenkrad lösen konnte. Heute sind wir gleich zwei Stunden fahren gegangen.
Und ich war überrascht, dass ich sowohl das Anfahren am Berg, als auch das Bremsen ganz gut auf die Reihe bekam. Zwar stieß mein vom Fahrrad übernommenes Lenkstyling eher auf Gegenwehr („Fasst du wohl das Lenkrad richtig an!“) und einmal setzte ich zu einem Rennstart an, dass mir noch fünf Minuten später der Gestank der Reifen in der Nase brannte, aber ansonsten gab mein Fahrliebster eigentlich erstaunlich wenig Kommentare von sich und kicherte auch nur leise, als ich beim Ausparken den Reifenstapel mitnahm.
Autofahren lernen. Noch ein Wegstück hin zur Normalität. Papa hätte vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ich wegen der blöden Hühner auf der blöden Teilstraße Richtung Bergstück abbremste (Welcher gestörte Trottel lässt schon Hühner auf einem Verkehrsübungsplatz herumrennen??? Was soll das sein, Stresstraining???? Die sollten mich mal in einem Zug der Deutschen Bahn erleben! Das ist Stress!!!!) und als ich zum 7ten Mal den Motor abwürgte, weil ich beim Bremsen die Kupplung vergessen hatte, kam mir nur seine dunkle Stimme in den Kopf, die grummelte: „Weiber!“.
Nun denn, allzu schwer ist das Herumgurken nicht. Vielmehr meldet sich auch hier mein Widerspruchsgeist, wenn mein Liebster meint: „Rechts abbiegen!“ und ich sage: „Nö. Ich fahre lieber links.“ und er vorsichtig bemängelt, dass ich eventuell ein bisschen schnell fahre.
Memme. Langsamfahrer. Beifahrer. Ha!
Ich hoffe indes, dass ich das bis zur Fahrprüfung auf die Reihe kriege. Sonst wird mein Prüfer vermutlich vorzeitig grau und ich für immer gesperrt.
Was ich heute alles gelernt habe: Richtig kuppeln, bremsen ohne Quietschgeräusche, im Kreis fahren, Schlangenlinien fahren, vorwärts einparken und rückwärts wieder raus, Anfahren am Berg mit Handbremse, auch wenn ich Vorfahrt habe, aufpassen, dass einem nicht so ein verblödeter Langhaarteeniefuzzie reinfährt, weil er ja 18 und ein Mann und ich nur eine Tusse bin, Reifentürmchen umfahren, wütend auf das Lenkrad hauen, das Seitenfenster runterkurbeln, den Rückspiegel richtig einstellen, losfahren ohne Autohoppser und sanftes Schalten in den zweiten Gang (dass ich heute versehentlich schon im 4. Gang gefahren bin und dann aber runterschaltete, erwähne ich mal lieber nicht). Lehren, die ich aus dem heutigen Tag gezogen habe: Das nächste Mal ziehe ich andere Schuhe an. Vielleicht habe ich dann ein besseres Gefühl für die Kupplung.
Um die Sache zum Abschluss zu bringen: Nach zwei Stunden lenkte ich elegant aus dem Platz heraus und brachte den Wagen mit höchster Eleganz und Präzision am Strassenrand zum Stehen um gleich darauf um den Wagen zu hoppsen. Nachdem ich den Wagen zuvor ausgeschaltet, die Handbremse angezogen und meinen Liebsten triumphierend angestrahlt hatte. Selbstverständlich.
Die Verspätung meines Zuges betrug 13 Minuten und 43 Sekunden. Ich habe meinen Anschluss durch rechtzeitiges Schuhewechseln und gewagtes Rennen noch bekommen.
Ich freue mich schon auf die Theoriestunde am Donnerstag.
Hm.
"Was ist das linke Pedal?“
Hm.
„Und das in der Mitte?“
Totenstille. Fassunglos starre ich meinen Fahrlehrer an und wache im gleichen Augenblick schweißgebadet auf. Rund dreißig Sekunden später sitze ich am Rechner und suche nach einer virtuellen Fahrschule.
Weitere zehn Sekunden später weiß ich: Links ist die Kupplung, rechts das Gas und in der Mitte das Überlebensinstrument, oder wie mein Freund sie nennt: Die Bremse.
Schön, ich gebe zu: Mit 36 Jahren den Führerschein zu machen, ist vielleicht ein ganz klein bisschen albern, aber ich habe ihn die vergangenen Jahre einfach sowas von überhaupt nicht gebraucht. Nach drei Jahren Fernbeziehung und etlichem Ärger mit der Deutschen Bahn habe ich mich nun also entschlossen, mir ein billiges kleines Auto anzuschaffen und mir damit zumindest ein bisschen Freiheit zurückzuholen. Im Augenblick sitze ich einmal mehr im Zug und warte darauf, dass der Motor angelassen wird. Denkste. Nichts passiert. Aber ich warte noch drei Minuten, bevor ich einmal mehr der Verzweiflung anheim falle.
Vor einer Woche habe ich mich nun also in der Fahrschule von Thomas angemeldet und beschlossen, unter die ehrbaren Verkehrsteilnehmer zu kommen. Denn Fahrradfahrer gelten ja immer noch ein wenig als... sagen wir: Unrespektabel. Oder vielleicht unseriös.
Nun denn, am Wochenende bin ich mit meinem Liebsten das erste Mal auf dem Verkehrsübungsplatz gewesen und habe sowohl seine Kupplung, als auch seine Nerven drangsaliert.
Nach der ersten Stunde lief es eigentlich schon relativ gut, aber ich war dann doch froh, als ich mich mal wieder vom Lenkrad lösen konnte. Heute sind wir gleich zwei Stunden fahren gegangen.
Und ich war überrascht, dass ich sowohl das Anfahren am Berg, als auch das Bremsen ganz gut auf die Reihe bekam. Zwar stieß mein vom Fahrrad übernommenes Lenkstyling eher auf Gegenwehr („Fasst du wohl das Lenkrad richtig an!“) und einmal setzte ich zu einem Rennstart an, dass mir noch fünf Minuten später der Gestank der Reifen in der Nase brannte, aber ansonsten gab mein Fahrliebster eigentlich erstaunlich wenig Kommentare von sich und kicherte auch nur leise, als ich beim Ausparken den Reifenstapel mitnahm.
Autofahren lernen. Noch ein Wegstück hin zur Normalität. Papa hätte vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ich wegen der blöden Hühner auf der blöden Teilstraße Richtung Bergstück abbremste (Welcher gestörte Trottel lässt schon Hühner auf einem Verkehrsübungsplatz herumrennen??? Was soll das sein, Stresstraining???? Die sollten mich mal in einem Zug der Deutschen Bahn erleben! Das ist Stress!!!!) und als ich zum 7ten Mal den Motor abwürgte, weil ich beim Bremsen die Kupplung vergessen hatte, kam mir nur seine dunkle Stimme in den Kopf, die grummelte: „Weiber!“.
Nun denn, allzu schwer ist das Herumgurken nicht. Vielmehr meldet sich auch hier mein Widerspruchsgeist, wenn mein Liebster meint: „Rechts abbiegen!“ und ich sage: „Nö. Ich fahre lieber links.“ und er vorsichtig bemängelt, dass ich eventuell ein bisschen schnell fahre.
Memme. Langsamfahrer. Beifahrer. Ha!
Ich hoffe indes, dass ich das bis zur Fahrprüfung auf die Reihe kriege. Sonst wird mein Prüfer vermutlich vorzeitig grau und ich für immer gesperrt.
Was ich heute alles gelernt habe: Richtig kuppeln, bremsen ohne Quietschgeräusche, im Kreis fahren, Schlangenlinien fahren, vorwärts einparken und rückwärts wieder raus, Anfahren am Berg mit Handbremse, auch wenn ich Vorfahrt habe, aufpassen, dass einem nicht so ein verblödeter Langhaarteeniefuzzie reinfährt, weil er ja 18 und ein Mann und ich nur eine Tusse bin, Reifentürmchen umfahren, wütend auf das Lenkrad hauen, das Seitenfenster runterkurbeln, den Rückspiegel richtig einstellen, losfahren ohne Autohoppser und sanftes Schalten in den zweiten Gang (dass ich heute versehentlich schon im 4. Gang gefahren bin und dann aber runterschaltete, erwähne ich mal lieber nicht). Lehren, die ich aus dem heutigen Tag gezogen habe: Das nächste Mal ziehe ich andere Schuhe an. Vielleicht habe ich dann ein besseres Gefühl für die Kupplung.
Um die Sache zum Abschluss zu bringen: Nach zwei Stunden lenkte ich elegant aus dem Platz heraus und brachte den Wagen mit höchster Eleganz und Präzision am Strassenrand zum Stehen um gleich darauf um den Wagen zu hoppsen. Nachdem ich den Wagen zuvor ausgeschaltet, die Handbremse angezogen und meinen Liebsten triumphierend angestrahlt hatte. Selbstverständlich.
Die Verspätung meines Zuges betrug 13 Minuten und 43 Sekunden. Ich habe meinen Anschluss durch rechtzeitiges Schuhewechseln und gewagtes Rennen noch bekommen.
Ich freue mich schon auf die Theoriestunde am Donnerstag.
Rilla - 6. Mär, 21:12
Ich drücke Dir die Daumen für die Fahrstunden.
So, wie es ausschaut, brauche ich sie dem Fahrlehrer ja nicht mehr drücken...;-)