Mittwoch, 7. Juli 2010

Kleine Mengenlehre der Aggression

Gestern Abend fuhr ich mit meinem Fahrrad über die Fahrradbrücke und donnerte beinahe in eine Herde Touristen, die sich mitten im Kreisverkehr versammelt hatten. Da der Kreisverkehr am Ende des abschüssigen Brückenendes ist, qualmten meine Reifen, als ich zum Stehen kam. Anstatt mir zu danken, dass ich diese beige- und khakifarbenen Wesen nicht umgebrettert hatte, begannen die weiblichen Aliens damit, mich als rücksichtslos zu beschimpfen und die männlichen Aliens erbosten sich über die Radfahrer, als ich sagte, sie stünden doch schließlich mitten im Weg und hätten weder auf dem Radweg, noch im Kreisverkehr etwas zu tun.
Ähnliches hatte ich Samstag in Stuttgart erlebt. Am Ende einer Fortbildung musste ich ebendort umsteigen und stand friedlich neben der Tür des Interregios, aus dem eine Phalanx gummibehoster, sonnenbebrillter und beige-/khakifarbener Touristen mit ihren Fahrrädern ausstieg. Jeder Einzelne, der sich der Tür auch nur ansatzweise näherte, wurde angebrüllt, er solle woanders einsteigen, sie müssten jetzt hier aussteigen. Der Witz war, dass eigentlich jeder friedlich wartete und erst dann anfing, sich zwischen den Rädern durchzuquetschen, als sich die Abfahrt des Zuges doch bedenklich näherte und die Fahrradfahrer immer unverschämter wurden, worauf die restliche Menschenmenge vermutlich dachte, die Radfahrer könnten sie mal an ihrer rückseitigen Sitzunterlage....
Als Bewohner einer Touristenstadt ist man sowas ja nun gewohnt. Man kann nicht mit ihnen und auch nicht ohne sie. Ganz gleich, ob man nun industriell oder landwirtschaftlich ganz gut dasteht, Touristen bringen eben doch einen gewissen wirtschaftlichen Gewinn.
Trotzdem freue ich mich echt, wenn der Herbst kommt und sie wieder verschwinden. Es ist weniger die Tatsache, dass sie überall im Weg rumstehen, in den Kirchen die Gottesdienste mit Besichtigungstouren stören (was übrigens deutsche Touristen in südlichen Ländern auch unverschämter Weise dauernd schaffen), einem nicht glauben, wenn man ihnen den Weg erklärt, sie sind eigentlich auch noch dauernd aggressiv. Und das ist nun das Interessante an der Sache.
Gut: Man nehme nun also eine Gruppe Touristen. Diese werden entscheidend über folgende äußerliche Faktoren gekennzeichnet: Graue, braune, beige oder khakifarbene Cargo- oder Leinenhosen (Tagestouristen auch weißer Stretch), dazu grüne oder bei Frauen bunte, gestreifte, getigerte T-Shirts, Baseballcaps und Strohhüte mit flatternden bunten Bändern, die freiwillig kein normaler Mensch tragen würde, wenn er seinen Hut nicht daheim vergessen hätte und deswegen an einem Touristenstand einen ebensolchen Strohhut erstehen muss. Dazu Sandalen (neuerdings auch bei Rentnern Trekkingsandalen), allerdings gepaart mit hochgezogenen weißen, blauen oder braungrüngrauen Socken. Wärgh.
Man nehme nun diese Gruppe Touristen und führe sie in den Rechnungskreis einer Touristenstadt ein und diese werden, sobald sie in Schnittmenge mit normalen, sich auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen etc befindlichen Einheimischen treten, aggressive, weil conquistatorische Verhaltensweisen an den Tag legen. Sie sind ja schließlich diejenigen, die hier Urlaub machen und jeder andere Mensch hat nicht nur nicht die selben Rechte wie der Tourist, sondern auch die Pflicht, als Dienstleister zu handeln.
Die dafür notwendige Aggression ist nicht boshaft, sondern Mittel zum Zweck.
Ergebnis: Halte dich in den Sommermonaten vom Stadtkern fern und vermeide direkten Kontakt mit Sonne und Touristen.

Impuls

Freue dich über jeden Morgen, an dem sich ein friedlicher Himmel über dich wölbt. Geniesse den Tag, an dem du satt wirst an Leib und Seele, und atme das Glück von Freundschaft und Liebe ein wie den zarten Duft des erwachenden Frühlings. Koste jeden frohen Augenblick aus, und du wirst spüren, was es heisst, das Leben zu lieben. Christa Spilling-Nötker

Spruch des Tages

"Ihr singt mal wieder wie ziviler Ungehorsam." (Ein nicht zu nennender Dirigent)

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